Geschichte

Oberschwäbisches Dorf mit reicher Geschichte​

Seit dem Jahr 1126 liegt am Zusammenfluss von Rot und Haslach die Klosteranlage Mönchsroth. Die noch junge Ordensgemeinschaft der Prämonstratenser, die sich nach ihrem französischen Ursprungsort Premontré nennt, entsandte schon 6 Jahre nach ihrer Entstehung Ordensgeistliche hierher nach Rot. Dieser Umstand nährte die Überlieferung, dass der Ordensgründer selbst, der hl. Norbert, bei der Gründung des Klosters Rot anwesend gewesen sei. Tatsächlich entfaltete sich das junge Kloster in Rot schnell zu so hoher Blüte, dass von hier aus weitere Prämonstratenserklöster in rascher Folge entstehen und besiedelt werden konnten wie 1137 Wilten bei Innsbruck, 1145 Weissenau, 1147 Steingaden, 1152 Kaiserslautern und 1171 (Ober)Marchtal. 1179 wurde Rot durch ein Privileg Kaiser Friedrichs I. unter unmittelbaren kaiserlichen Schutz gestellt und damit der Grundstein für die spätere Reichsunmittelbarkeit des Klosters gelegt. Das Dorf Rot befand sich als Sitz der Verwaltung und Mittelpunkt des Pfarrsprengels ganz im Besitz der Prämonstratenser. Das Mittelalter brachte für Rot neben der Erhebung zur Reichsabtei den äußeren und inneren Niedergang.

In den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs wurde Möchsroth, das bei einer Visitation im Jahre 1601 noch „als im besten Stand befunden worden war“, mehr als zweihundertmal geplündert. Erst die geistliche Erneuerung im Zeitalter der Gegenreformation und der wirtschaftliche Aufschwung am Ende des Dreißigjährigen Krieges ließ das Kloster Rot wie alle oberschwäbischen Abteien noch einmal glanzvoll erstehen in der Form, in der es weitgehend immer noch vor uns steht: als Glaubens- Kunst- und Machtzeugnis des süddeutschen Barock. In dieser Phase bemühte sich Abt Martin Ertle (1672-1711) um die religiöse Bildung der Kleriker. Nach einem verheerenden Brand entschloss er sich zum Wiederaufbau am alten Ort und ließ bis 1689 die hochbarocke Anlage errichten, die sich außer einem im 19. Jh. abgebrochenen östlichen Gebäudeflügel mit Bibliothek und Kapitelsaal bis heute erhalten hat. Die Erneuerung der Kirche erfolgte im Anschluss daran bis 1702. Das 18. Jh. ist geprägt von Kontinuität und Wohlstand, die Rot zu einem Großteil Abt Hermann Vogler (1711-1739) verdankte. Dieser Barockprälat hatte sich sowohl der Seelsorge als auch dem Bauen verschrieben. An die Zeit der klösterlichen Eigenwirtschaft erinnert das gewaltige Ökonomiegebäude, das in den Jahren 1724-1728 erbaut wurde und das mit seinen Lüftelmalereien in der Ortsmitte auffällt.

Die Geschichte des Reichsstifts Mönchsroth fand 1803 ein jähes Ende, als nach dem Frieden von Lunéville die Reichsgrafen für den Verlust ihrer linksrheinischen Gebiete durch die Säkularisation der geistlichen Staaten im Reich entschädigt wurden. Am 25. Februar 1803 sprach die Reichsdeputation den Ort Mönchsroth dem Grafen Ludwig von Wartenberg zu, der den Komplex unter dem neuen Namen „Rot an der Rot“ schon am 1. März desselben Jahres in Besitz nahm. Das Klostergebäude diente, auch unter den späteren Erben, den Grafen von Erbach, als gräfliches Jagdschloss. Die Klosterkirche und die Bruderschaftskirche St. Johann am Friedhof wurden später durch die Pfarrgemeinde Rot abgelöst. 1934 erwarb die Württembergische Landsiedlung Teile der Klostergüter und siedelte 22 neue Bauernstellen mit einer Größe von 8 bis 60 ha an. Nach einer zwischenzeitlichen Nutzung der Klostergebäude durch die Stadt Stuttgart folgte von 1949-1959 der Versuch, den Prämonstratenserorden erneut in Rot anzusiedeln. 1960 wurde das mittlerweile in der Bausubstanz bedrohte Klostergebäude von der Diözese Rottenburg- Stuttgart angekauft und nach seiner vorbildlichen Restaurierung das Jugend- und Bildungshaus St. Norbert eingerichtet.

Nach dem freiwilligen Anschluss der früher selbstständigen Gemeinden Spindelwag und Ellwangen und der durch das Gemeindereformgesetz verfügten Eingemeindung von Haslach zählt Rot an der Rot 2007 rund 4200 Einwohner. Nach wie vor bestehen in Ellwangen und Haslach Ortsverwaltungen, welche die Bürgernähe der Verwaltung gewährleisten.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Gemeinde große Mühe gegeben, den vertrauten Lebensraum unter Bewahrung seiner liebgewordenen Eigenart auszubauen und zu gestalten. Die topographische Lage und die dadurch bedingte Hochwassergefahr verlangten die Kultivierung der Bäche und die Erstellung von Rückhaltebecken in Haslach und Spindelwag, deren Seenlandschaft auch der Naherholung dient. Die Ökonomieanlage wurde mit großem Kostenaufwand denkmalgerecht restauriert und beherbergt heute die Gemeindeverwaltung, die Kreissparkasse, die Roter Bücherei und dient als „Haus der Vereine“. Die Gebäude der Grund- und Hauptschule, Kindergarten, Turnhalle, Festhalle und Sportplatz geben der Gemeinde ein neues Gesicht.

Wegen seiner vielen Türme heißt Rot im Volksmund auch „Oberschwäbischer Kreml“. Alle Gebäude im Klosterhof sind kunstvoll bemalt, und es lohnt sich, genau hinzusehen.Was hier die Jahrhunderte überdauert hat, ist in den vergangenen Jahren mit großem finanziellen Aufwand denkmalgerecht restauriert und renoviert worden. Wer Rot an der Rot näher kennen lernen will, kann auf dem „Mönchsrother Pfad“ den Spuren des alten Klosterortes nachspüren. Von der ehemaligen Klosterkirche aus führt der Weg über die Ökonomieanlage zur Bruderschaftskirche St. Johann im Haslachtal. Auf 24 Schautafeln ist die Geschichte des Klosterortes nachgezeichnet.

Uwe Kaltenthaler

Literaturhinweise:

Tüchle/ Schahl: 850 Jahre Rot an der Rot (Geschichte und Gestalt)
Thorbecke Verlag Sigmaringen, 1976


Betz, Jutta: Rot an der Rot – ehemalige Prämonstratenser- Reichsabtei
Kunstverlag Peda Gregor, Passau, 2001


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